Blogbeitrag

Commoning Ljubljana – kollektive Stadtgestaltung von unten in der slowenischen Hauptstadt

Heuer führte unsere städtische Lernreise mit dem Agenda-Verein Wien, Stadtpolitik und Kolleg:innen nach Ljubljana.

Wir berichteten bereits, wie aus der Vision 2025 eine autofreie Innenstadt wurde. Am Tag davor gingen wir städtischen Gemeingütern nach und lernten innovative Kooperationen zwischen Stadt, NGOs und Zivilbevölkerung kennen.

Impressionen von der Agenda-Exkursion in Ljubljana. © Dialog Plus, Jakob Kühnberger

Zunaj – Placemaking von unten

„Zunaj“ (auf Deutsch: „draußen“) blieben wir am ersten Tag der Exkursion. Mit dem gleichnamigen Projekt fördert die Stadt in Kooperation mit dem Kulturverein Postorož Interventionen von Bewohner:innen in untergenutzten öffentlichen Räumen. Für die Errichtung eines Gemeinschaftsgartens oder die Veranstaltung eines Nachbarschafts-Picknicks wird Finanzierung sowie Hilfe bei der Organisation und Abstimmungen mit Behörden bereitgestellt.

Das Besondere dabei? Diese Orte sind zwar „öffentlich“ zugänglich. Tatsächlich sind die rechtlichen Eigentumsverhältnisse von mehr als 70% der Freiräume in Ljubljana jedoch noch nicht restlos geklärt – ein Erbe des Systemwechsels der Privatisierung.

Dennoch werden mit Zunaj Bewohner:innen ermutigt, sich diese Orte anzueignen und sie mit kleinen Interventionen oder Aktionen entsprechend ihrer Bedürfnisse zu gestalten und sich um ihren Fortbestand zu kümmern. Damit wird auch bei noch unscharfen Eigentumsverhältnissen eine kollektive Gestaltung, Fürsorge und Verantwortung für den geteilten Stadtraum gefördert und es entstehen „Commoners“.

Borc – ein Bus als neuer public space

Das Kollektive stand auch beim zweiten Programmpunkt im Zentrum. Mit dem Rad ging es nach Kašelj — eine im Wandel begriffene Nachbarschaft am Stadtrand. Als die Stadt durch einen Gerichtsentscheid Eigentümerin der Hälfte der ehemaligen Barackensiedlung wurde, finanzierte sie deren Renovierung. Während sich die gebaute Umwelt infolge der öffentlichen Investitionen mauserte, blieb das Zugehörigkeitsgefühl zur Nachbarschaft und der Zusammenhalt der Bewohner:innen gering.

Vor dem Hintergrund entstand das Gemeinschaftszentrum „Borc“ durch eine Kooperation Ljubljana’s Wohnfonds mit dem Jugendzentrum Mladi zmaji und dem gemeinnützigen Institute for Spatial Policies. Ein ausrangierter Bus wurde mit Bewohner:innen zum flexiblen Treffpunkt umgebaut, von dem heute vielfältige Impulse für die Nachbarschaft ausgehen.

Dabei steht der Bus als öffentliches Verkehrsmittel nicht nur symbolisch für städtisches Gemeingut. Auch die Programmierung wird maßgeblich von Bewohner:innen mitgestaltet. In „Borc“ finden heute Theateraufführungen, Nachhilfestunden, Konzerte, Feiern und vieles mehr statt.

Wem gehört die Stadt?

Projekte wie Zunaj und Borc fördern das, was im urbanistischen Diskurs als „urban commons“ bezeichnet wird: städtische Gemeingüter, die durch einen lebendigen Aushandlungs- und Gestaltungsprozess von Bewohner:innen ko-kreiert werden.

Wir nehmen die kreativen Impulse mit nach Wien, verweisen auf den spannenden Commons-Beitrag „Gemeingut Stadt“ von Elke Rauth und freuen uns auf mehr commoning inspiriert von unseren slowenischen Nachbar:innen.