Projekt
Wiener Klimateam – ein partizipatives Klimabudget für Wien
Den Österreichischen Verwaltungspreis für Partizipation und Co-Creation zu gewinnen, passiert nicht jeden Tag. Mit neue Ansätzen für die Organisationsentwicklung, zufallsbasierten Beteiligungsmethoden oder kreativen Formaten durften wir die Stadt Wien bei der Umsetzung des partizipativen Klimabudgets begleiten.
2022 pilotierte die Stadt Wien mit dem Wiener Klimateam ein partizipatives Klimabudget. Wiener:innen sind eingeladen, das eigene Lebensumfeld direkt mitzugestalten. Gemeinsam mit PlanSinn durften wir den Beteiligungsprozess in den drei Pilotbezirken, Margareten, Simmering und Ottakring begleiten – von der Aktivierung der Bewohner:innen, der digitalen Begleitung bis hin zur Co-Creation.
Bürger:innen als Expert:innen für ihr Grätzl
„Die Bürger:innen sind die Expert:innen für ihr Grätzl“ lautet das Motto des Wiener Klimateams. Bewohner:innen eines Bezirkes wissen am besten, welche Straße sich im Sommer am meisten aufheizt, wo ein Radweg fehlt oder wie Ressourcen im Bezirk besser geteilt werden können. Mit einem Budget von rund 6 Millionen Euro standen dafür pro Bezirksbewohner:in je 20 Euro zur Verfügung. Von der Aktivierung zur Bürger:innenjury
Das Projekt wurde in fünf Phasen durchgeführt. In der ersten Phase konnten alle Bewohner:innen ihre Ideen für die drei Pilotbezirke online oder per Postkarte einreichen. Dafür gestalteten wir einen Aktivierungskoffer und kreative Beteiligungsformate: vom Klimaquartett und Klimawerkstätten im öffentlichen Raum über Schatzkarten und geführten Spaziergängen zu lokalen Vorzeigeprojekten. Welche Werkzeuge und Aktivierungsmethoden wir entwickelt haben, kann hier nachgelesen werden.
1.100 Ideen für ein gutes Stadtklima
Am Ende der Einreichphase waren insgesamt 1.110 Ideen eingelangt. Vom Badeteich für Simmering, Solaranlagen auf allen öffentlichen Gebäuden, einer begrünten Wurlitzergasse oder Outdoor-Sportgeräten, die bei der Benutzung Strom produzieren. Die Ideen für die Grätzl waren so vielfältig wie ihre Bewohner:innen.
Mittels Co-Creation zu wirksamen Projekten
Nach Prüfung der Ideen auf Machbarkeit und positive Klimawirkung, ging es an die Weiterentwicklung zu Projekten. Dafür gestalteten wir eine moderierte Workshopreihe, in der Ideengeber:innen gemeinsam mit Expert:innen der Stadt konkrete Projektskizzen erarbeiteten. Dabei wurden Ideengeber:innen (örtlich und thematisch) ähnlicher Einreichungen dazu animiert, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und die besten Aspekte aus ihren Ideen zu einem Projekt zusammen zu fassen. Wie genau wir diesen Co-Creation-Prozess gestalteten, kann hier nachgelesen werden.
Ein Repaircafé, ein Superblock und eine Begrünungszone für Margareten
In der letzten Phase entschied schließlich eine repräsentativ geloste Bürger:innenjury darüber, welche Projekte umgesetzt wurden.
Im fünften Bezirk wurden fünf Projekte ausgewählt. Neben einem Repaircafé und einem „Klimatag“ mit verbrennungsmotorenfreien Samstagen wurde auch für einen Superblock in Margareten gestimmt. Im elften Bezirk bekamen elf Ideen den Zuschlag. Dazu zählen ein Lückenschluss für den Radverkehr, die Begrünung von Gemeindebauten und gleich drei Projekte, die sich mit Biodiversität beschäftigen: ein Wurmhotel für Simmering, grüne Wiesen für Insekten und das Projekt „Simmering summt“, mit dem Ziel Rasenflächen in Wiesenflächen umzuwandeln.
Im 16. Bezirk schafften es drei Großprojekte zur Umsetzung. Der Vorplatz der U- und S-Bahnstation Ottakring soll als „Hauptplatz Ottakrings“ ein Ort des guten Klimas werden. Dieses Projekt setzte sich aus insgesamt elf Ideen zusammen, die Relevanz für die Bewohner:innen ist also nicht zu negieren. Der Platz soll u.a. begrünt und beschattet werden, umliegende Straßen verkehrsberuhigt werden, neue Sitzmöglichkeiten sollen geschaffen werden und die U-Bahnstation mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.
Klimawandelanpassung in den Grätzln
Das Projekt „Wiener Klimateam“ zu begleiten und dabei mit so vielen verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen, war für uns ebenso spannend wie lehrreich. Das Projekt zeigt, dass die Themen Klimawandel und Klimawandelanpassung in den Köpfen der Menschen angekommen ist und nicht nur auf Stadt-Ebene relevant ist, sondern auch in den Grätzln eine große Rolle spielt. Wir sind schon sehr gespannt, die umgesetzten Projekte in den nächsten Jahren bestaunen zu können.