Blogbeitrag

Lebenswerte Parkplätze?

Parklet Terrazza di Fenzi, Oktober 2024. Quelle: Agenda Währing.

Was sind die Ursprünge der “Parklet-Bewegung” und welches Potenzial haben sie für die Transformation der Stadt? Jakob Kühnberger bietet Einblick in die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit.

Begrünte Parklets verwandeln immer öfters Parkplätze zu attraktiven Aufenthaltsorten in Städten. Besonders dort, wo keine Gärten, Balkone oder andere Grünräume zur Verfügung stehen, leisten sie einen wichtigen Beitrag zu mehr Lebensqualität. Seit 2005 feiern Stadtbewohner:innen diese neuen Orte jährlich am Park(ing) Day im September. Die Idee, einen Parkplatz für andere Aktivitäten als zum Parken eines KFZs zu nutzen, reicht bis in die 1930er Jahre zurück. In Oklahoma City entsand in dem Jahr der weltweit erste „Park-O-Meter“. 

Der Start in San Francisco: Ein Dollar für zwei Stunden Mikro-Park

Die erste Version einer temporären Umgestaltung eines Parkplatzes zu einem öffentlichen Aufenthaltsort fand 2005 in San Francisco statt. Das Kunstkollektiv “Rebar” bezahlte ein Park-O-Meter, um eine Parkplatzfläche für zwei Stunden zu nutzen. Anstatt ein Auto dort zu parken, wurde auf der Fläche ein kleiner Park errichtet. Eine Rasenfläche wurde ausgelegt, ein Baum, eine Bank und Schilder aufgestellt mit einer Einladung, den Ort als öffentliche Fläche zu nutzen. Das Projekt ging international viral und motivierte viele Stadtbewohnende zum Nachmachen.

Neue Begegnungsorte ums Eck regen zum Nachdenken an

In meiner Bachelorarbeit “Parklets als Mittel zur Raumproduktion im öffentlichen Raum” verschaffte ich mir einen Überblick zu den aktuellen Studien rund um das Thema Parklet. So lassen sich eine Vielzahl von positiven Effekten des Parkletkonzepts ableiten. Parkplätze sind, durch ihr vielfaches Vorhandensein im urbanen Straßenraum, Flächen mit hohem Transformationspotenzial. Parklets erweitern und bereichern den öffentliche Raum um begrünte, schattige Erholungs- und Aufenthaltsplätze. Sie stoßen ein gesellschaftliches Umdenken an.

Parklets als globaler Trend für lebendige Nachbarschaften

Heute gibt es in vielen Städten Programme, die die Errichtung von Parklets fördern. Ob São Paulo, Melbourne, Tokio, London, Barcelona, New York City oder Wien – weltweit entstehen in Städten Räume auf ehemaligen Verkehrsflächen, die das urbane Leben bereichern und den öffentlichen Raum für alle attraktiver und zugänglicher machen.

Wien: Aktive etablieren Grätzloasen

Damit Parklets auch in der Nachbarschaft angenommen werden, braucht es engagierte Menschen vor Ort. Die gemeinsame Planung / Bau, kleine Veranstaltungen, eine offene Gestaltung und die Einladung an die Menschen aus der Umgebung. Viele kleine Schritte bringen Leben in das Parklet. Menschen, die Halt machen und das Parklet genau inspizieren, Kinder die am Weg zum Spielen stehenbleiben, Studierende die sich zum Lernen hinsetzen oder ältere Menschen, die im Parklet rasten – all das kann immer wieder an Parklets beobachtet werden. Ein Indiz dafür, dass die Raumproduktion mit Parklets auf vielfältigem Weg funktioniert.

In Wien unterstützt der Verein Lokale Agenda 21 mit dem Programm Grätzloase finanziell einige Umsetzungen. Die nächsten Einreichfristen sind der 20. Oktober 2024 und der 16. Februar 2025.