Blogbeitrag

Learing Journey: Wandel erleben und erlernen

Die neue Stadtteil-Sporthalle wurde nach Cynthia Bolingo benannt. Der belgisch-kongolesischen Leichtathletin wurde ein beeindruckendes Mural am Eingang gewidmet.

Heuer konnten wir in Brüssel einen "Deep Dive" in Stadtentwicklung, Kreislaufwirtschaft und partizipative Ansätze machen. Was unterstützt dort die Transformation?

Als Lyon den Menschen viel Platz am Ufer der Rhône zurückgab, Amsterdam das gemeinsame Stadt-Machen entwickelte, wir mutige Stadtpolitik in Ljubljana treffen konnten oder Stadtentwicklung von unten erforschten – auch unsere Lernerlebnisse aus Brüssel möchten wir hier wieder allen zugänglich machen.

Partizipation verbessert die Qualität von Projekten

Angekommen im Rathaus von Brüssel lernen wir von Anauld Pinxteren, Stadtrat für Bürger:innenbeteiligung, erprobte Formate kennen: stadtweite Panels, Schul-Dialoge, partizipative Budgets, Nachbarschafts-Räte, Gespräche vor Ort und Online-Werkzeuge setzt die Stadt ein. Anauld sieht drei Vorteile für die Co-Kreation in der Stadtentwicklung:

  • Beteiligung zwingt dazu, Projekte verständlicher zu erklären
  • Methodenmix im Beteiligungsverfahren schafft Diversität unter den Beteiligten
  • Lokales Wissen der Bürger:innen führt zu höherer Qualität in den Projektumsetzungen

Und dann geht es los auf Streifzug durch die Transformation der Stadt. Zum einen auf der vom Verein der Lokalen Agenda Wien organisierten Exkursion, zum anderen auf persönlichen Wegen. Viele der Erkenntnisse finden sich mit Klick auf diese Fotos.

Mit Good Move ist die Region Brüssel auf dem Weg der Mobilitätswende. Manches wurde im Vergleich zu anderen europäischen Städten erst später begonnen, wie der Ausbau der U-Bahn. Bei etlichen Themen sieht man ein Vorgehen in kleinen Schritten aber in Summe zeigt die Arbeit der Transformation Spuren. Da 60% der Wege mit dem KfZ unter 5 km liegen, setzt Brüssel mit dem STOP-Prinzip auf attraktivere Fußverbindungen, ein durchgängiges Radwegenetz, den Öffentlichen Verkehr und die Verlangsamung von 85% der Straßen, da diese durch Wohnviertel führen.

Peaceful Neighbourhoods werden partizipativ umgesetzt

Mit peaceful neighbourhoods ging und geht man aktuell mit 15 Stadtteilen partizipative Schritte um Verkehrsberuhigung, Unterbindung des Durchzugsverkehrs und gutes Zusammenleben umzusetzen. Während 2010 noch 65% der Haushalte ein eigenes KfZ hatten, ist dies nun auf 46% gesunken. Für die Verkehrssicherheit wurde 2021 flächendeckend Tempo 30 eingeführt, Ausnahmen müssen begründet werden. Eine Umkehrung des Prinzips, das in Österreich gilt.

Politik, Verwaltung und Unternehmen erhalten Fachwissen

In einem Gespräch mit Fanny Mertz von Bruxelles Mobilité wurde deutlich, welche Bedeutung die Wissensvermittlung im „Ökosystem Stadt“ für eine erfolgreiche Transformation hat. So wurden seit 2021 drei Bildungs-Programme für unterschiedliche Zielgruppen gestartet:

  • Das jüngste Produkt ist eine 6-tägige Ausbildung zur:m Fußgänger:innen-, Fahrrad-, oder Barrierefreiheits-Beauftragten. So wurden im letzten Jahr bereits 40 Personen aus Verwaltung, Verkehrsbetriebe, Polizei oder Interessensvertretungen in einem dieser Spezialgebiete praxisnahe ausgebildet.
  • Politiker:innen in Stadt oder Gemeinden, Verkehrsbetriebe, Polizei oder Interessensvertretungen können eine Ausbildung zur:m Mobilitätsberater:in erhalten.
  • Für Unternehmen wurde ein praxisnahe Ausbildung zur:m Mobilitätsmanager:in entwickelt, der sie bei der Erstellung von betrieblichen Mobilitätsplänen unterstützt.

Unsere Lernreise neigt sich damit leider viel zu rasch wieder dem Ende zu, aber wir befinden uns ja täglich auf ihr und werden hier auch wieder berichten.