Projekt

Beteiligungsprozess Unsere Meiselstraße

2025 wird die Meiselstraße zur Fahrradstraße. Mit einem niederschwelligen Beteiligungsprozess schufen wir Möglichkeiten für Anrainer:innen und Straßennutzer:innen, die Umgestaltung mitzugestalten und übergaben im Mai Empfehlungen an die Planer:innen der Stadt.

Mit dem Bau eines Zwei-Richtungs-Radweges auf der Hütteldorfer Straße schafft die Stadt eine neue Ost-West-Radverbindung vom Gürtel bis nach Penzing. Der zweite Abschnitt verläuft als Fahrradstraße von der Johnstraße über die Meiselstraße bis zur S-Bahn Breitensee. Um die Chance für mehr Platz für Grün und aktive Mobilität in den Grätzln an der Grenze zwischen 14. und 15.  bestmöglich zu nutzen, gestalteten wir einen bezirksübergreifenden Beteiligungsprozess in Kooperation mit der Agenda Penzing.

Verständliche Information als Grundlage

Zu Beginn des Beteiligungsprozesses ging es darum, möglichst viele Menschen über die Umgestaltung und die Möglichkeit, mitzusprechen, zu informieren. Mittels Postwurfsendung wurden umliegende Haushalte über die Gegebenheiten, Pläne und Beteiligungsmöglichkeiten informiert. Diese wurde in einfacher Sprache und mehrsprachig gestaltet. Außerdem wurden Bewohner:innen mit der mehrsprachigen Wortbildmarke „Unsere Meiselstraße“ auch emotional angesprochen und der gemeinschaftliche Aspekt des Öffentlichen Raums betont.

Methodenmix für vielfältige Beteiligung

Von der gesprächigen Hausbesorgerin, die kein Problem hat, vor einer Gruppe kontroversielle Meinungen einzubringen bis hin zur schüchternen Jugendlichen, die ihre Wünsche lieber im Stillen kundtut – mit einem bunten Mix an Beteiligungsformaten gelang es uns, viele Perspektiven aus der Nachbarschaft zu hören. Die Formate reichten von offenen Austauschtreffen zu den Fokusbereichen der Umgestaltung, thematischen Spaziergängen entlang des Straßenzuges, einem offenen Planungstreffen mit den Fachdienststellen und einem Straßenfest bis hin zur Rückmeldungsoption via E-Mail, Telefon und Social Media.

Mit Personas vom individuellen Wunsch zur gemeinsamen Vision

Zwei Abschnitte – der Schulvorplatz und der Vorplatz der U3-Station – sollen künftig verkehrsberuhigt mehr Platz für Begrünung, Aufenthalt und Begegnung bieten. Als direktes Wohnumfeld, Schulvorplatz, Durchzugsstraße, U-Bahn-Haltestelle und dringend benötigter Freiraum müssen sie vielen – und zum Teil gegenläufigen – Nutzungsinteressen gerecht werden. Wie also die unterschiedlichen Ansprüche an den öffentlichen Raum zusammenbringen?

In zwei Fokustreffen schlüpften Teilnehmende in unterschiedliche Personas. Ilana, 45, fehlen als alleinerziehende Mutter mit wenig Zeit nahegelegene Freiräume, wo ihre Kinder abseits des Verkehrs spielen können. Pensionist Hubert mag die Ruhe im Grätzl und will, dass das so bleibt. Daher will er keinen großen Aufenthaltsbereich. Aber ein kühles Plätzchen zum Sitzen vor der Wohnung würde ihm gefallen. Im Anschluss suchten wir nach Gestaltungsprinzipien, die möglichst viele Nutzungsbedürfnisse abdecken.

Fokusspaziergänge für wenig sichtbare Gruppen

Mit Spaziergängen zu Fokusthemen stellten wir sicher, dass besondere Nutzungsbedürfnisse gehört wurden. Wie nehmen Kinder & Jugendliche die Straße wahr? Welch Barrieren existieren für mobilitätseingeschränkten Menschen? Diese Fragen erörterten wir bei Spaziergängen mit Kindern und Jugendlichen sowie älteren und mobilitätseingeschränkten Personen.

Unsere Meiselstraße erleben

Spielen, Entspannen, Singen und Tanzen, Sitzen, Pickicken, mit Nachbar:innen tratschen und neue Leute aus dem Grätzl kennenlernen. Beim Straßenfest erlebten Anrainer:innen, was auf der Meiselstraße noch alles möglich ist. Gemeinsam mit Organisationen wie der lokalen Kinder- und Jugendbetreuung und dem nachbarschaftlichen Karaokeklub wurde der Verkehrsraum temporär zum Begegnungs- und Möglichkeitsraum. In entspannter Atmosphäre konnten sich Nachbar:innen noch einmal über geplante Veränderungen und bisher eingebrachte Idee informieren und ihre eigene Perspektive einbringen.

Kooperatives Vorgehen mit Bezirken und Fachdienststellen

Durch eine enge Kooperation mit den planenden Dienststellen der Stadt von der Konzeption bis zur Umsetzung konnten Rückmeldungen aus dem Beteiligungsprozess bestmöglich in die Planung einfließen. Ein offener Planungsworkshop fasste zur Hälfte des Prozesses bisherige Rückmeldungen zusammen und ermöglichte eine Austausch auf Augenhöhe zwischen Bewohner:innen und Planer:innen. Somit wurde lokales Wissen direkt an die zuständigen Fachdienststellen weitergegeben und gleichzeitig Verständnis für Planungsentscheidungen geschaffen.

Von der Straße zum lebenswerten Öffentlichen Raum

Mit dem Umbau der Meiselstraße zur Fahrradstraße 2025 wird im Grätzl mehr Platz für aktive Mobilität geschaffen, der Straßenzug begrünt und die Aufenthaltsqualität erhöht. Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses – aufbereitet in einem Bericht mit Umsetzungsempfehlungen – schufen dafür eine wichtige Grundlage. Im Herbst 2024 werden die Pläne öffentlich präsentiert, bevor die Straße im nächsten Jahr in neuem Glanz erscheint.