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Wie wir Nachbarschaft fördern – 5 Tipps aus der Praxis

(c) GB*

Nachbarschaft ist wichtig um Vereinsamung entgegen zu wirken - aber wie kann sie initiiert und gepflegt werden? Wir haben für euch 5 Tipps zusammengesammelt.

Covid-19, Kriege, Inflation – herausfordernde Zeiten bringen oft Unsicherheit und Ängste mit. Gewohnte Muster und Alltagswege werden zunehmenden wichtiger, um das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhalten. Dabei spielt die eigene Nachbarschaft eine bedeutende Rolle. Unterstützende Netzwerke tragen zur Erhaltung der Lebensqualität in allen Altersklassen und Situationen bei. So ist Nachbarschaft und gemeinsame Interaktion für uns besonders wichtig. Sie wirkt Vereinsamung entgegen denn nur gemeinsam sind wir stark. Aber wie kann Nachbarschaft entstehen und gefördert werden?

Im Zuge der Lokalen Agenda 21 Wien und der Gebietsbetreuung Stadterneurung befassen wir uns bei DIALOGPLUS schon seit Jahren mit dem Initiieren und Pflegen von wertvollen nachbarschaftlichen Beziehungen und dem guten Zusammenleben im Stadtteil. Wir haben für euch unsere Top fünf Tipps für gute Nachbarschaft zusammengefasst.

Tipp 1 – Gemeinsame Veranstaltungen und Treffpunkte

Auch wenn unsere Routinen wichtig für unser Sicherheitsgefühl und unseren Alltag sind, ist gerade das Beschreiten neuer Wege für das Initiieren von Nachbarschaft wichtig. Und was bietet sich dafür besser an als Veranstaltungen? Ob gemeinsames Kochen, Straßenfeste oder Flohmärkte, Veranstaltungen bieten den benötigten Raum um mit Nachbar:innen außerhalb des Stiegenhauses zu interagieren und sind oft ein Ausgangspunkt für weitere Treffen oder die Gründung von Nachbarschaftsinitiativen. Ein gemeinsames Treffen bei positiver Atmosphäre stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und die Bereitschafft füreinander einzustehen. Ein Beispiel für eine solche Veranstaltung ist das „Kochen am Schlingermarkt“, wo jahrelang verschiedene Personen zusammengekommen sind und die nachbarschaftlichen Beziehungen im Grätzel gestärkt wurden. Aber auch der Gersthofer Straßenflohmarkt ist seit Jahren ein solches Ereignis, bei dem das Stärken der nachbarschaftlichen Beziehungen hervorragend klappt. Die Initiierung von sozialen Projekten und Treffpunkten, wie beispielsweise Nachbarschaftscafés oder Ideenstammtische, schafft physische Räume, in denen Menschen zusammenkommen, Ideen austauschen können und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird.

Tipp 2 – Nachbarschaftsinitiativen und Gruppen

Die Bildung von Nachbarschaftsinitiativen und Gruppen, die sich auf gemeinsame Interessen konzentrieren, fördert die Interaktion und den Zusammenhalt. Ob Lesekreise, Umweltinitiativen oder Sportgruppen – solche Aktivitäten fördern den Aufbau von tragfähigen Beziehungen. Damit Nachbarschaftsinitiativen entstehen können, braucht es oft den geeigneten Raum oder eine Begleitung in der Entstehung. Viele Wohnhäuser haben Gemeinschaftsräume, aber manchmal braucht es speziellere Raumbedürfnisse. Im Zuge der GB* bieten wir mit den „Stadtteilpartnerschaften“ Räume an, die gemietet werden können und für verschiedene Bedürfnisse geeignet sind. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: die Initiativen oder Vereine können kostenlos einen Raum nutzen, der ansonsten leer stehen würde.

Tipp 3 – Digitale Vernetzung nutzen

Die Nutzung von sozialen Medien und digitalen Plattformen erleichtert die Kommunikation und den Informationsaustausch in der Nachbarschaft. Online-Communities können als Ergänzung zu physischen Treffpunkten dienen und die Vernetzung fördern. Die digitalen Möglichkeiten miteinzubeziehen und Ort zu schaffen, an denen schnell und kurzfristig kommuniziert werden kann, ist in den heutigen Zeiten besonders wichtig. Im Zuge der Lokalen Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus entstand über unterschiedliche digitale Kanäle wie instagram, Youtube oder facebook – niederschwellig auch für Menschen ohne Benutzer auf diesen Sozialen Medien Plattfromen unter „Mein Leben im 15.“, Geschichten, Videos und Fotos aus dem 15. Wiener Bezirk, die zum niederschwelligen Mitwirken einlädt.

Tipp 4 – Beteiligung an der Gestaltung

Partizipative Prozesse ermöglichen es den Menschen, ihre Bedürfnisse zu äußern und aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfelds teilzunehmen. Sofern es Handlungsspielraum für Veränderungen in einem Projekt gibt, und dieser auch wahrgenommen wird, ist niederschwellige Beteiligung – digitale oder analog – sehr positiv für die Bewohner:innen. Im Rahmen der GB* beteiligten und begleiteten wir 2022 beispielsweise die Umgestaltung der Schleifgasse im 21. Bezirk oder zur Umgestaltung der Meiselstraße im Rahmen der Lokalen Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus. Bei DIALOGPLUS ist es uns ein besonders Anliegen Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Dafür entwickelten wir für die Stadt Wien u.a. den Leitfaden „Dialog auf Augenhöhe“.

Tipp 5 – Teilen und Tauschen

Auch das gemeinsame Nutzen von Dingen fördert die Interaktion miteinander – und schont das Geldbörsl. Ob Spieleverleih, Lastenrad-Verleih oder die Büchertelefonzelle, beim gemeinsamen Verwenden von Dingen kommen Menschen zusammen. Oft bilden sich auch weitere Gruppen oder Initiativen – denn zum Wikinger Schach spielen braucht man nun mal mehr als eine Person. Das GB*-Stadtteilbüro am Floridsdorfer Markt ist die Anlaufstelle für Teilen und Tauschen im Bezirk.

Die Förderung von Nachbarschaft ist eine spannende und facettenreiche Aufgabe. Das Netz an stabilen Beziehungen in der Nachbarschaft unterstützt alle im Stadtteil resilienter zu werden. Es zahlt sich aus auf eine Reise zu gehen mit persönlicher Interaktion, digitaler Vernetzung und Initiativenarbeit. Wir freuen uns über den Austausch und eure Tipps für die Gestaltung und Pflege von Nachbarschaft!